An(ge)dacht

Treppe | Blätter | Herbst | Lebensweg
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Der Sommer ist zu Ende, inzwischen ist es Herbst geworden. Wir stellen uns ein auf fallende Blätter und fallende Temperaturen. Ganz langsam beginnt sich das Jahr zu neigen.

Der Herbst ist nicht nur das farbigste, sondern eindeutig auch das schillerndste jahreszeitliche Erlebnis im Garten. Er lädt ein zum Staunen, zum Danken, zum Loben. "HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter", singt der Beter des 104. Psalms.

Der Herbst ist vieles. Er ist aber keineswegs nur Vergehen. Vieles ist allerdings auch anders. Die Sonne scheint nicht mehr gnadenlos, eher gnädig. In der Luft schwingt der unvergleichliche Duft von sterbendem und verwesendem Laub und sinnbetörender Naturfülle zugleich. Der Atem der Natur lässt in einem atemberaubenden jährlichen Schöpfungsakt Leben vergehen, um die Voraussetzung für ein neues Wachstum nach der ausgedehnten Winterruhe zu schaffen.

Aber der Herbst ist nicht nur bewegte Natur, sondern auch Beerdigung. Er ist einmal sinnenvolles, rauschendes Grabesfest voll froher Hoffnung und Lebensfreude, manchmal aber auch melancholischer Abschied von einer Sommerbegegnung.

In den Herbst fällt die Erntezeit, die Weinlese, aber auch die Zeit von Trost und Trauer, die ihren Ausdruck in Feiertagen oder Gedenktagen findet. Der Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober erinnert an die Wiedervereinigung Deutschlands. Die Protestanten in aller Welt begehen den Reformationstag am 31. Oktober. Allerheiligen ist ein jährlicher Gedenktag für die Verstorbenen. Der letzte Sonntag vor dem ersten Advent ist der Totensonntag oder - wie ich finde die schönere Bezeichnung - Ewigkeitssonntag.

Im Herbst ist bereits der Frühling sichtbar. Das Leben erlischt nicht, es regeneriert. Der Herbst ... also nicht nur grau in grau, sondern wohl die farbigste und schillerndste unserer vier Jahreszeiten. Dank dem, der die Jahreszeiten gemacht hat; wohl dem, der in ihnen lebt.

"Gottes Zeichen sind groß und seine Wunder mächtig, sein Reich ist ein ewiges Reich, und seine Herrschaft währt für und für." (Daniel 3,33)

Mit herzlichen Grüßen
Ihr Pfarrer Reinhard Fischer