Licht und Dunkel - Gut und Böse

Niklas, 13 Jahre
Bildrechte Bergmoser + Höller Verlag AG

Wie sieht es aus, wenn Gott da ist? Das sind Jugendliche gefragt worden und sollten mit Ölkreide ein Bild dazu malen. Niklas, 13 Jahre alt, malt einen hellen, lichten Punkt umgeben von Dunkel. "Wo Gott ist, ist es hell", sagt er. "Selbst ein kleines Licht macht das Dunkel hell. Und das Dunkel bleibt nicht dunkel, wenn Gott da ist."

Am Anfang beschreibt die Bibel, wie Gott zuerst das Licht schafft: Es werde Licht! Und es ward Licht. Das Licht setzt sich durch. Doch Licht und Dunkel gehören zusammen. Finsternis und Licht werden von Gott unterschieden, beide bleiben und haben ihren Platz. Und Gott? Ist er, der das Licht geschaffen hat, nur dort, wo es hell ist?

Meine Erfahrung ist: Gott ist immer da, aber ich spüre ihn nicht immer. Es gibt Zeiten, da scheint das Dunkel sich durchzusetzen. Da ist alles dunkel, wüst und leer. Meine Augen sehen den Weg nicht mehr, mein Herz ist betrübt. Zeiten der Dunkelheit.

Dunkelheitserfahrungen sind einsame Erfahrungen. Ich spüre Gott nicht, jedenfalls nicht unmittelbar. Ich spüre keine anderen Menschen. Vielleicht spüre ich noch nicht einmal mich selbst. Ich muss mir meinen Weg suchen, tastend und vorsichtig, damit ich nicht stürze. Hat es sich für Jesus so angefühlt – damals im Garten von Gethsemane? Wie undurchdringliche Dunkelheit, Einsamkeit und Traurigkeit? Wie hat Jesus es geschafft wieder aufzustehen? Wie gewinne ich die Kraft weiterzugehen, nicht aufzugeben?

Wo Gott ist, ist es hell. Das stimmt! Aber gilt nicht auch: Gott ist dort, wo es dunkel ist. Vielleicht merke ich es erst im Nachhinein, dass er da war und dabei war. Vielleicht habe ich ihn nicht gespürt. Aber vielleicht erschließt es sich mir: Er war dabei, er kennt das Dunkel, er hat es selbst erlitten, und jetzt teilt er es mit mir – und mit jedem Menschen.

Dunkel bleibt dunkel. Aber es gibt Ahnungen des Lichts. Es wird nicht immer dunkel sein. Jesus muss es gespürt haben im Garten. Oder Elia unter dem Wacholder. Die Ahnung des Lichts gibt Kraft, wieder aufzustehen und weiterzugehen.

Ich denke noch einmal an den Beginn der Welt: Finsternis lag auf der Tiefe. Da ließ Gott seine Stimme erklingen: Es werde Licht! Auch im Dunkel ist Gott da. Niklas hat recht: Wo Gott ist, ist es hell. Aber Gott mutet mir eben auch zu, das Dunkel auszuhalten. Mein persönliches Dunkel, das zu meinem ganz eigenen Weg gehört. Das Dunkel der Welt, das ich erleide. Aber Gott kennt das Dunkel. Jesus ist vor dem Dunkel nicht geflohen, sondern ist hineingegangen, als es an der Zeit war. Und darum, allein darum, liegt im Dunkel die Verheißung des Lichts.

Eine gesegnete Passionszeit wünscht Ihnen

Ihr Pfarrer Reinhard Fischer